Robuste Strukturen - Autonomie und Raumbildung horizontaler Raumstrukturen
Simon Banakar
Während der Lebensdauer eines Gebäudes können sich die Nutzungsanforderungen mehrfach verändern. Gebäudestrukturen, die für eine einzige Nutzung entwickelt werden, sind auf ihre Entstehungszeit festgelegt und spiegeln nicht die baugeschichtliche Realität der sich wandelnden Nutzungsbedürfnisse wider. [1]
Es kann vermutet werden, dass robuste und über einen langen Zeitraum gut nutzbare Gebäude meist eine allgemein gehaltene und vielseitig interpretierbare Struktur aufweisen, die gleichzeitig über einen spezifischen raumbildenden Ausdruck verfügt. Diese Architekturauffassung interpretiert Autonomie als Unabhängigkeit der architektonischen Raumstruktur von ihrer jeweiligen Nutzung. [2]
Diese Arbeit stellt die Hypothese auf, dass durch die Verbindung der gegensätzlichen Qualitäten „Widerstandsfähigkeit“ und „Anpassungsfähigkeit“ eine robuste Raumstruktur entsteht, die bauliche Veränderungen auf Ebene des Ausbaus zulässt, ohne den eigenen raumbildenden Ausdruck zu verlieren. [3]
Ziel der Arbeit ist es, in Bezug auf die Hypothese folgende Fragen zu klären:
Ausgangspunkt und Grundlage für die Klärung dieser Fragen sind meine persönlichen Erfahrungen aus der entwurflichen Praxis, von denen die Hypothese abgeleitet wird und Rückschlüsse auf strukturelle und räumliche Merkmale gezogen werden. Durch die Übertragung der herausgearbeiteten Aspekte auf exemplarische Raumstrukturen werden die strukturellen räumlichen Phänomene greifbar gemacht. Im Zuge dieses erkenntnistheoretischen Prozesses wird das implizite und in der eigenen Tätigkeit verankerte Wissen in explizites Wissen überführt. Neben möglichen Gestaltungsprinzipien und räumlichen Qualitäten soll besonders die Wahrnehmungsqualität der Strukturen im Fokus stehen, die durch ihre vielschichtige räumliche Mehrdeutigkeit – hier als diaphane Strukturgestalten bezeichnet – einen besonderen Beitrag zur Fragestellung dieser Arbeit leistet.
Die Klärung der oben genannten Fragestellung soll einen architektonischen Beitrag zur Resilienz von Gebäudestrukturen leisten, der einem Gebäude mehrere Nutzungszyklen ermöglicht.
[1] Vgl. Kempe, André/Oliver Thill: Positionen, Atelier Kempe Thill, in: ARCH+, Nr. 215, 2014, S. 53.
[2] Vgl. ebd.; Ungers, Oswald Mathias: Das Recht der Architektur auf eine autonome Sprache, in: Heinrich Klotz (Hrsg.), Kunst und Gesellschaft: Grenzen der Kunst, Frankfurt, Deutschland: Umwelt & Medizin Verlagsgesellschaft, 1981, S. 76.
[3] Vgl. hierzu die Definition der Robustheit bei Stapenhorst, Carolin: Robustheit, in: Ute Frank/Verena Lindenmayer/Patrick Loewenberg/Carla Rocneanu (Hrsg.), Hiatus: Architekturen für die gebrauchte Stadt, Basel, Schweiz: Birkhäuser, 2017, S. 155.
Robuste Strukturen - Autonomie und Raumbildung horizontaler Raumstrukturen
Simon Banakar
Während der Lebensdauer eines Gebäudes können sich die Nutzungsanforderungen mehrfach verändern. Gebäudestrukturen, die für eine einzige Nutzung entwickelt werden, sind auf ihre Entstehungszeit festgelegt und spiegeln nicht die baugeschichtliche Realität der sich wandelnden Nutzungsbedürfnisse wider. [1]
Es kann vermutet werden, dass robuste und über einen langen Zeitraum gut nutzbare Gebäude meist eine allgemein gehaltene und vielseitig interpretierbare Struktur aufweisen, die gleichzeitig über einen spezifischen raumbildenden Ausdruck verfügt. Diese Architekturauffassung interpretiert Autonomie als Unabhängigkeit der architektonischen Raumstruktur von ihrer jeweiligen Nutzung. [2]
Diese Arbeit stellt die Hypothese auf, dass durch die Verbindung der gegensätzlichen Qualitäten „Widerstandsfähigkeit“ und „Anpassungsfähigkeit“ eine robuste Raumstruktur entsteht, die bauliche Veränderungen auf Ebene des Ausbaus zulässt, ohne den eigenen raumbildenden Ausdruck zu verlieren. [3]
Ziel der Arbeit ist es, in Bezug auf die Hypothese folgende Fragen zu klären:
Ausgangspunkt und Grundlage für die Klärung dieser Fragen sind meine persönlichen Erfahrungen aus der entwurflichen Praxis, von denen die Hypothese abgeleitet wird und Rückschlüsse auf strukturelle und räumliche Merkmale gezogen werden. Durch die Übertragung der herausgearbeiteten Aspekte auf exemplarische Raumstrukturen werden die strukturellen räumlichen Phänomene greifbar gemacht. Im Zuge dieses erkenntnistheoretischen Prozesses wird das implizite und in der eigenen Tätigkeit verankerte Wissen in explizites Wissen überführt. Neben möglichen Gestaltungsprinzipien und räumlichen Qualitäten soll besonders die Wahrnehmungsqualität der Strukturen im Fokus stehen, die durch ihre vielschichtige räumliche Mehrdeutigkeit – hier als diaphane Strukturgestalten bezeichnet – einen besonderen Beitrag zur Fragestellung dieser Arbeit leistet.
Die Klärung der oben genannten Fragestellung soll einen architektonischen Beitrag zur Resilienz von Gebäudestrukturen leisten, der einem Gebäude mehrere Nutzungszyklen ermöglicht.
[1] Vgl. Kempe, André/Oliver Thill: Positionen, Atelier Kempe Thill, in: ARCH+, Nr. 215, 2014, S. 53.
[2] Vgl. ebd.; Ungers, Oswald Mathias: Das Recht der Architektur auf eine autonome Sprache, in: Heinrich Klotz (Hrsg.), Kunst und Gesellschaft: Grenzen der Kunst, Frankfurt, Deutschland: Umwelt & Medizin Verlagsgesellschaft, 1981, S. 76.
[3] Vgl. hierzu die Definition der Robustheit bei Stapenhorst, Carolin: Robustheit, in: Ute Frank/Verena Lindenmayer/Patrick Loewenberg/Carla Rocneanu (Hrsg.), Hiatus: Architekturen für die gebrauchte Stadt, Basel, Schweiz: Birkhäuser, 2017, S. 155.
Die Beherrschung des Raumes - Typologien interspeziesistischer Cohabitation
Julia Koschewski
Ausgehend vom allgemeingültigen Selbstverständnis des Menschen als zentrales Gestaltungselement auf diesem Planeten, soll im Rahmen des Promotionsvorhabens ein experimenteller Diskurs entworfen werden, der sich kritisch mit den Fragen zur Raumproduktion im Kontext anthropozentrischer Phänomene auseinandersetzt. Im Hinblick auf global akute Klimaveränderungen und das bevorstehende nächste Massensterben herrscht längst wissenschaftlicher Konsens darüber, dass die Zeit des Anthropozäns terminiert ist. Ein wesentlicher Einflussfaktor darauf, ob wir als Spezies überleben oder nicht, hängt - wie es u.a. der Historiker Dipesh Chakrabarty beschreibt - davon ab, mit welchen Motiven wir auf unsere eigene Existenz schauen und welches Denken und Handeln wir davon ableiten. Praktiken der Nachhaltigkeit beispielsweise werden immer noch stark am Menschen ausgerichtet. Urbane Räume und Gebäudeteile gestalten wir mittels Animal Aided Design arteneinladend und generieren dabei vor allem für uns eine höhere Lebensqualität. Die ökologische Kapazität, die dabei zu entstehen scheint, kann nicht kompensieren, dass außerhalb unserer Städte das Massensterben weitergeht, und so muss die Frage nach artübergreifenden Nutzungsrechten und -ansprüchen an Lebensraum radikal umformuliert werden. Der Einfluss, den die menschliche Spezies auf diesen Planeten, auf andere Arten und letztendlich auch auf ihr eigenes Fortbestehen hat, kann nicht allein symptomatisch betrachtet werden. Planetare Zeitdimensionen, die Evolution im digitalen Raum, transhumanistische und posthumanistische Ansätze bieten hierbei reale Ankerpunkte für das Entwickeln neuer Raumorganisationsformen. Theoretiker:innen wie Donna Harraway oder Rosa Braidotti diskutieren relevante Gegenentwürfe zur anthropozentrischen Perspektive und fordern einen erweiterten Ethikbegriff: ein artübergreifendes Miteinander, das Verantwortung für nichtmenschliche Arten und deren Lebensraum einschließt. Interessant wird hierbei außerdem die Auseinandersetzung mit anthropologischer Differenz, also der Mensch- Tier-Beziehung, die im Kontext territorialer und räumlicher Zukunftsperspektiven eine wesentliche Rolle spielen wird. Die Arbeit bewegt sich in größeren Zeitdimensionen und möchte mittels der Szenariotechnik einen Ausblick darauf geben, welche städtebaulichen Typologien, welche architektonischen Konzepte interspeziesistischer Cohabitation am Ende des Anthropozän möglich sein können.