Die Beherrschung des Raumes - Typologien interspeziesistischer Cohabitation
Julia Koschewski
Ausgehend vom allgemeingültigen Selbstverständnis des Menschen als zentrales Gestaltungselement auf diesem Planeten, soll im Rahmen des Promotionsvorhabens ein experimenteller Diskurs entworfen werden, der sich kritisch mit den Fragen zur Raumproduktion im Kontext anthropozentrischer Phänomene auseinandersetzt. Im Hinblick auf global akute Klimaveränderungen und das bevorstehende nächste Massensterben herrscht längst wissenschaftlicher Konsens darüber, dass die Zeit des Anthropozäns terminiert ist. Ein wesentlicher Einflussfaktor darauf, ob wir als Spezies überleben oder nicht, hängt - wie es u.a. der Historiker Dipesh Chakrabarty beschreibt - davon ab, mit welchen Motiven wir auf unsere eigene Existenz schauen und welches Denken und Handeln wir davon ableiten. Praktiken der Nachhaltigkeit beispielsweise werden immer noch stark am Menschen ausgerichtet. Urbane Räume und Gebäudeteile gestalten wir mittels Animal Aided Design arteneinladend und generieren dabei vor allem für uns eine höhere Lebensqualität. Die ökologische Kapazität, die dabei zu entstehen scheint, kann nicht kompensieren, dass außerhalb unserer Städte das Massensterben weitergeht, und so muss die Frage nach artübergreifenden Nutzungsrechten und -ansprüchen an Lebensraum radikal umformuliert werden. Der Einfluss, den die menschliche Spezies auf diesen Planeten, auf andere Arten und letztendlich auch auf ihr eigenes Fortbestehen hat, kann nicht allein symptomatisch betrachtet werden. Planetare Zeitdimensionen, die Evolution im digitalen Raum, transhumanistische und posthumanistische Ansätze bieten hierbei reale Ankerpunkte für das Entwickeln neuer Raumorganisationsformen. Theoretikerinnen wie Donna Haraway oder Rosa Braidotti diskutieren relevante Gegenentwürfe zur anthropozentrischen Perspektive und fordern einen erweiterten Ethikbegriff: ein artübergreifendes Miteinander, das Verantwortung für nichtmenschliche Arten und deren Lebensraum einschließt. Interessant wird hierbei außerdem die Auseinandersetzung mit anthropologischer Differenz, also der Mensch- Tier-Relation, die im Kontext territorialer und räumlicher Zukunftsperspektiven eine wesentliche Rolle spielen wird. Die Arbeit bewegt sich in größeren Zeiträumen und möchte mittels der Szenariotechnik einen Ausblick darauf geben, welche städtebaulichen Typologien, welche architektonischen Konzepte interspeziesistischer Cohabitation am Ende des Anthropozän möglich sein können.
Die Beherrschung des Raumes - Typologien interspeziesistischer Cohabitation
Julia Koschewski
Ausgehend vom allgemeingültigen Selbstverständnis des Menschen als zentrales Gestaltungselement auf diesem Planeten, soll im Rahmen des Promotionsvorhabens ein experimenteller Diskurs entworfen werden, der sich kritisch mit den Fragen zur Raumproduktion im Kontext anthropozentrischer Phänomene auseinandersetzt. Im Hinblick auf global akute Klimaveränderungen und das bevorstehende nächste Massensterben herrscht längst wissenschaftlicher Konsens darüber, dass die Zeit des Anthropozäns terminiert ist. Ein wesentlicher Einflussfaktor darauf, ob wir als Spezies überleben oder nicht, hängt - wie es u.a. der Historiker Dipesh Chakrabarty beschreibt - davon ab, mit welchen Motiven wir auf unsere eigene Existenz schauen und welches Denken und Handeln wir davon ableiten. Praktiken der Nachhaltigkeit beispielsweise werden immer noch stark am Menschen ausgerichtet. Urbane Räume und Gebäudeteile gestalten wir mittels Animal Aided Design arteneinladend und generieren dabei vor allem für uns eine höhere Lebensqualität. Die ökologische Kapazität, die dabei zu entstehen scheint, kann nicht kompensieren, dass außerhalb unserer Städte das Massensterben weitergeht, und so muss die Frage nach artübergreifenden Nutzungsrechten und -ansprüchen an Lebensraum radikal umformuliert werden. Der Einfluss, den die menschliche Spezies auf diesen Planeten, auf andere Arten und letztendlich auch auf ihr eigenes Fortbestehen hat, kann nicht allein symptomatisch betrachtet werden. Planetare Zeitdimensionen, die Evolution im digitalen Raum, transhumanistische und posthumanistische Ansätze bieten hierbei reale Ankerpunkte für das Entwickeln neuer Raumorganisationsformen. Theoretikerinnen wie Donna Haraway oder Rosa Braidotti diskutieren relevante Gegenentwürfe zur anthropozentrischen Perspektive und fordern einen erweiterten Ethikbegriff: ein artübergreifendes Miteinander, das Verantwortung für nichtmenschliche Arten und deren Lebensraum einschließt. Interessant wird hierbei außerdem die Auseinandersetzung mit anthropologischer Differenz, also der Mensch- Tier-Relation, die im Kontext territorialer und räumlicher Zukunftsperspektiven eine wesentliche Rolle spielen wird. Die Arbeit bewegt sich in größeren Zeiträumen und möchte mittels der Szenariotechnik einen Ausblick darauf geben, welche städtebaulichen Typologien, welche architektonischen Konzepte interspeziesistischer Cohabitation am Ende des Anthropozän möglich sein können.